Goldrausch, Geisterstädte & Route 66-Geschichte
Die Sonne steht tief über der Mojave-Wüste, als wir heute den Motor starten. Unser Ziel ist Oatman, die ehemalige Goldgräberstadt – bekannt für ihre freilaufenden Esel und einen einzigartigen Wild-West-Charme. Doch anstatt den einfachen Weg über die geteerte Straße zu nehmen, entscheiden wir uns für eine Offroad-Route voller Staub und grandioser Landschaften.
Der kleine Ort liegt in den Black Mountains in Arizona an der ehemaligen Route 66 und unterscheidet sich sehr von den anderen auf Nostalgie getrimmten Ortschaften der Umgebung. Nachdem 1921 ein Brand viele Gebäude Oatmans zerstörte und in den 1950er Jahren die Interstate zwischen Kingman und Needles gebaut wurde, verkam er fast zu einer Geisterstadt. Erst als knapp zwanzig Jahre später ganz in der Nähe die Spielerstadt Laughlin gegründet wurde, erwachte auch Oatman zu neuem Leben.
Look for chances to take the less-traveled roads. There are no wrong turns. – Susan Magsamen
Aus Richtung Needles oder Laughlin kommend benutzen die allermeisten Besucher wohl die Boundary Cone Road (Highway 153), um nach Oatman zu gelangen. Ein Stück südlich dieser Hauptverbindungsstraße gibt es aber noch eine unasphaltierte und unserer Meinung nach interessantere Alternative.
Auf der US 95 in Mohave Valley biegen wir zwischen den Milemarkern 230 und 231 auf Höhe der Tankstelle gen Osten in den Willow Drive ab und stellen den Meilenzähler unseres Wagens auf Null.
- Meile 1.4 – Der Asphalt endet und wir fahren weiter geradeaus.
- Meile 2.4 – Wir erreichen eine Gabelung, fahren weiter geradeaus durch den Wash und anschließend den Hügel hinauf.
- Meile 3.1 – Wir halten uns links auf die (ausgeschilderte) 7724.
- Meile 4.0 – Wir halten uns links und fahren kurz darauf einen weiteren Hügel hinauf.
- Meile 5.2 – Die Informationstafel zu den Mohave und Milltown Railroad Trails steht am Wegesrand. Die Milltown Site ist eine vergessene Minenruine mitten im Nirgendwo. Sie kann von hier nur zu Fuß oder per Mountainbike erreicht werden.
- Meile 5.8 – Wir fahren weiter geradeaus. Die Abzweige links führen zu der alten Bahnlinie.
- Meile 8.3 – Wir erreichen die Kreuzung mit der 7701 und fahren weiter geradeaus.
- Meile 10.5 – Auch hier geradeaus fahren.
- Meile 11.4 – Eine weitere Informationstafel steht am Wegesrand. Wir fahren weiter immer auf die markante Boundary Cone zu, einem markanten Vulkankegel, der den Ureinwohnern einst als heiliger Ort galt.
- Meile 11.9 – Wir erreichen Uncle Charlie’s Korean War Veterans Memorial.
Die kleine Gedenkstätte ist recht eindrücklich: der über Achtzigjährige Oatman-Bürger Charles „Uncle Charlie“ Hicks hat hier 2010 aus Steinen und Zement ein Veterans Memorial mitten in die Wüste gebaut. Der endlose Blick in das Mohave Valley ist spektakulär.
Die ganze Kulisse ist etwas surreal: kahle Felsformationen, endlose Wüstenlandschaften und ein Himmel, der in allen Blautönen leuchtet. Wir fahren weiter und stossen wenig später auf die alte Route 66. Hier biegen wir links ab Richtung Oatman. Wir haben nun wieder Asphalt unter den Rädern.
Weniger als vier Meilen später tauchen die ersten Holzhäuser von Oatman auf. Schon am Ortseingang werden wir von den wohl berühmtesten Einwohnern begrüßt: den wilden Burros (Eseln), die hier überall frei herumlaufen. Diese Nachkommen der Lastentiere der alten Goldsucher sind nicht nur zahm, sondern auch ziemlich dreist – besonders wenn es um Nahrungsbeschaffung geht.
Die Hauptstraße von Oatman ist eine Zeitreise in den Wilden Westen. Alte Fassaden, rustikale Saloons und Holzbalkone erinnern an die Blütezeit der Stadt. 1902 wurde hier Gold entdeckt, und in den folgenden Jahrzehnten boomte der Ort – bis die Minen versiegten. Heute lebt Oatman von Touristen wie uns, die sich von der nostalgischen Atmosphäre und den täglichen Wildwest-Shows mit Revolverduellen auf offener Straße begeistern lassen. Im alten Oatman Hotel verbrachten übrigens einst Clark Gable und Carole Lombard ihre Flitterwochen. Es steht heute unter Denkmalschutz.
Oatman, AZ
Wir setzen unsere Reise fort – diesmal auf einer der schönsten Strecken der Historic Route 66: dem Weg über den Sitgreaves Pass. Die Straße ist schmal, kurvig und bietet spektakuläre Ausblicke auf die endlose Wüste Arizonas. Von mehreren Aussichtspunkten können wir kilometerweit in alle Richtungen blicken – eine Szenerie, die sich seit den Tagen der Pioniere kaum verändert hat. An der historischen Cool Springs Station legen wir einen ausgedehnten Stopp ein.
Die Abfahrt führt dann weiter über spektakuläre Serpentinen hinunter in die weite Ebene Richtung Kingman, einer weiteren Stadt mit viel Route-66-Geschichte. Oatman und die Fahrt über den Sitgreaves Pass sind für uns ein echtes Highlight in diesem Teil Arizonas. Die Eindrücke der rauen Schönheit der Mojave-Wüste bleiben für immer!
Dauer und Länge der Tour nach Oatman
- Zeitbedarf: etwa 2 bis 3 Stunden ab Mohave Valley bis Oatman.
- Länge: knapp 16 Meilen, davon etwa 11 Meilen offroad.
