Das Feld der Tausend Strommasten
Für keine der bisher von uns besuchten Hunderten von Movie Locations war die Recherche des genauen Ortes umfangreicher und zeitaufwendiger als für den Drehort der Schlußszene des Thrillers Sieben von David Fincher mit Brad Pitt, Morgan Freeman, Kevin Spacey und Gwyneth Paltrow. Für mich ist dies einer der besten Filme aller Zeiten. Und auch bei IMDB ist dieses Meisterwerk unter den Top 20 der am besten bewerteten Filme.
Die Schlußszene und damit das Ende des Films ist überragend und ganz besonders eindrücklich und eindringlich: die Atmosphäre ist zum Zerreißen gespannt und jede Entscheidung scheint von einem unausweichlichen Schicksal diktiert. Moralische Abgründe und persönliche Opfer verschmelzen in einer unerbittlichen Konfrontation, die weit über das hinausgeht, was Verstand und Gesetz bewältigen können. Ein Finale, das nicht nur die Figuren, sondern auch den Zuschauer nachhaltig erschüttert. Genau deshalb wollte ich unbedingt einmal zu dem Ort, an dem all das gedreht wurde.
Wo genau befindet sich der wohl ikonischste Sieben Drehort?
Der Sieben Drehort der Schlußszene befindet sich etwa einhundert Kilometer nördlich von Los Angeles in der Nähe von Lancaster am Rande der Mojave Wüste. Dies findet man im Netz schnell heraus. Viel konkreter wird es allerdings nicht. Es blieb mir also nicht anderes übrig, als im Film nach irgendeiner markanten Aufnahme zu suchen, die einen genaueren Hinweis auf den Ort gibt. Und tatsächlich: eine kurze Luftaufnahme aus dem Polizeihubschrauber zeigt die Stelle, an der Freeman, Pitt und Spacey den Highway verlassen und auf die Dirt Road zwischen den Hochspannungsmasten abbiegen.

Der Rest war nun Fleißarbeit mithilfe der Satellitenbilder in google maps. Die Bevölkerung von Lancaster verdoppelte sich zwischen 1980 und 1990. Deshalb begann man, um die Stadt herum Infrastruktur zu schaffen für weitere Tausende neue Bewohner. Diese kamen jedoch nie. Übrig geblieben ist ein Netz von Strassen mitten im Nirgendwo mit Nummern und Buchstaben. Und eben Hunderte von Hochspannungsmasten und Stromtrassen. Und durch dieses Wirrwar kämpfte ich mich nun an meinem Bildschirm. Aber: wer suchet der findet. Und ich fand dies:
Eindeutiger konnte es nicht sein! Etwa mittig zwischen den horizontal verlaufenden Straßen West Avenue H und West Avenue I kreuzt die 112th St West die 110th St West. Und genau hier verläßt das Auto im Film den Asphalt in Richtung Nordwesten.
Ein paar Wochen später stehen wir und unser schneeweißer Jeep Liberty an genau dieser Stelle. Vor Ort stellen sich die Ausmaße der Örtlichkeit nochmal deutlich größer dar. Wir verlassen ebenso den Asphalt und begeben uns auf einer fast nicht sichtbaren Fahrspur mit Kurs Nordwest immer weiter hinein in die Einöde auf unserer Suche nach dem Sieben-Drehort der Schlußszene.

Das Knacken und Zischen der Stromleitungen und die brennende Sonne über uns tragen ihren Teil bei zu einer doch recht unheimlichen Atmosphäre. Für mich schaut hier irgendwie alles gleich aus. Caro blättert aber unermüdlich in den Dutzenden von mitgeführten Screenshots aus dem Film und scannt die Umgebung nach Übereinstimmungen ab.

Und tatsächlich: nach einer ganzen Weile wird ihre Ausdauer belohnt. Wir sind schon eine ganze Weile auf der Jeepspur durch die Pampa gefahren, da ruft Caro auf einmal: „Schau, dort!“ Sie hat rechts von uns einen Masten entdeckt, der – wie sich schnell herausstellt – einzigartig ist:
Und von hier aus sehen wir nun auch die etwas geschwungene Dirtroad, die einen kleinen Hügel hinaufführt und über die im Film der Paketbote gefahren kommt, um das verhängnisvolle Paket zu liefern.

Hier sieht man schon, daß die Filmmacher wahrscheinlich mittels Computeranimation (CGI) einige zusätzliche Strommasten generiert haben. Noch deutlicher wird das bei diesem Vergleich und dem Blick in die andere Richtung:
Die genaue Stelle, an der Brad Pitt vor dem auf dem Boden knienden Kevin Spacey steht während Morgan Freeman das Paket öffnet und an der schließlich alles endet, ist dann in unmittelbarer Nähe auch schnell gefunden:
Ernest Hemingway once wrote, „The world is a fine place and worth fighting for.“ I agree with the second part. – Morgan Freeman als William Somerset am Ende von Sieben
Ein GPS-Gerät hatten wir bei unserem Besuch hier im Mai 2013 noch nicht. Deshalb gibt es keine Koordinaten. Mit der Beschreibung sollte die Stelle aber zu finden sein. Und ein bißchen eigenes Abenteuer und Entdeckergeist gönnen wir Dir natürlich auch gerne.
