Texas ist riesig, seine Städte könnten kaum unterschiedlicher sein. Mittendrin liegt Austin – ein Ort, den man nur schwer in irgendeine Schublade stecken kann. Austin ist mit knapp einer Million Einwohnern die viertgrößte Stadt des Bundesstaats und seit 1839 seine Hauptstadt. Hier trifft politisch progressiver Geist auf texanische Cowboy-Kultur, Millionenstadt-Flair auf entspannte Hippie-Vibes. Und irgendwo dazwischen findet man auch noch die größte Live-Musik-Szene der USA. All das macht die besondere Atmosphäre der Stadt aus, die sich in dem überall präsenten Slogan „Keep Austin Weird“ sehr gut widerspiegelt. Das wird vor allem von den Studenten hier gelebt. Die University of Texas ist mit etwa 50.000 Studenten eine der größten Universitäten der USA.
Wir hatten auf unserer großen Texas-Rundreise genau 18 Stunden, um das Wesen dieser Stadt einzufangen – eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass Austin nicht nur eine schier endlose Auswahl an BBQ-Joints, Craft-Bier-Brauereien und Musikclubs bietet, sondern auch einige Tarantino-Drehorte und ein einzigartiges Naturschauspiel. Wir haben uns also treiben lassen. Wohin? Das erfährst Du jetzt hier!
Texas State Capitol – der Mittelpunkt der Stadt
Mitten im Herzen von Austin thront das Texas State Capitol, eines der beeindruckendsten Regierungsgebäude der USA – und das nicht nur wegen seiner Architektur. Schon von weitem fällt auf: Dieses Capitol ist größer als das in Washington, D.C. – ein klassischer Texanischer Move, denn hier ist eben alles eine Nummer größer.

Das 1888 fertiggestellte und fast einhundert Meter hohe Gebäude besteht aus rötlich-braunem Granit und strahlt eine fast majestätische Eleganz aus. Auf einer Fläche von 33.000 Quadratmetern befinden sich knapp 400 Räume. Wir fühlen uns tatsächlich ziemlich klein als wir kurz nach unserer Ankunft in der Stadt zur Abendsonne direkt davorstehen. Auf der Spitze der Kuppel thront die Goddess of Liberty Statue. Umgeben ist das Capitol von einer wunderschön angelegten Parkanlage mit vielen weiteren Denkmälern und Statuen.


Man kann den texanischen Regierungssitz natürlich auch von innen besichtigen, worauf wir leider aus Zeitgründen verzichten müssen. Das Besondere ist, dass Du das auch auf eigene Faust tun kannst. Kostenlose geführte Touren gibt es natürlich auch. Alle Infos hierzu findest Du auf der offiziellen Seite des Capitol.
Fledermaus-Spektakel an der Congress Avenue Bridge
Manche Städte haben Wahrzeichen aus Stahl und Beton – Austin hat eine Brücke voller Fledermäuse. Und das ist spektakulärer, als es auf den ersten Blick klingt. Jeden Abend zwischen März und Oktober versammeln sich Hunderte von Menschen an der Congress Avenue Bridge, um ein einzigartiges Schauspiel zu erleben: den Abflug von rund 1,5 Millionen Mexikanischen Freischwanzfledermäusen in die Nacht. Da trifft es sich perfekt, dass wir genau zur richtigen Zeit Ende März hier sind!
Als wir etwa dreißig Minuten vor dem Sunset hier ankommen ist die Brücke oben am Geländer schon sehr gut gefüllt mit Schaulustigen. Wir suchen uns einen Platz unterhalb der Congress Avenue Bridge am Ufer des Colorado River. Auf dem Fluß haben sich auch schon einige Ausflugsboote positioniert.
Kurz nach Sonnenuntergang beginnt dann das Spektakel. Erst vereinzelt, dann in dichten Schwärmen schießen die kleinen Jäger aus den schmalen Ritzen unter der Brücke hervor – ein scheinbar endloser Strom, der über den Colorado River ausschwärmt. Klar, handelt es sich doch um die größte urbane Fledermauspopulation der Welt. Minutenlang ziehen sie am Himmel entlang, auf der Suche nach Insekten, während wir wie hunderte andere Zuschauer staunend nach oben blicken.


Fun Fact: Diese Fledermäuse wurden in den 1980er-Jahren noch als Plage angesehen, bis die Stadt erkannte, dass sie ein natürlicher Insektenschutz sind und Austins Skyline um ein echtes Naturwunder bereichern. Heute sind sie eine der größten Touristenattraktionen der Stadt.
Wir spazieren danach Richtung Hyatt Regency-Hotel am Fluß entlang. Hier am Ufer gibt es einige schöne Fotospots für Bilder der Brücke und der Skyline der beleuchteten Stadt. Und auch vom Dach des Hotel-Parkhauses haben wir einen tollen Blick.
Darrell K Royal-Texas Memorial Stadium
Ein weiteres Superlativ von Austin ist das gigantische Darrell K Royal-Texas Memorial Stadium nördlich von Downtown. Es ist mit einer Kapazität von 100.119 Zuschauern das neuntgrößte Stadion der Welt und steht auf dem Campus der University of Texas. Seit 1924 ist es die Heimstätte des College-Football-Teams der Texas Longhorns. Seitdem wurde es mehrfach erweitert und modernisiert. Einen tollen Blick auf das Stadion hast Du vom Dach des Besucher-Parkhauses des Texas State Capitol:

Benannt ist es nach Darrell K Royal, einem legendären Trainer der Longhorns, der das Team in den 1960er- und 70er-Jahren zu mehreren nationalen Meisterschaften führte. Hast Du die Chance hier ein Heimspiel der Longhorns mitzuerleben, solltest Du dir das auf keinen Fall entgehen lassen. Die College-Football Saison geht von Ende August bis Mitte Dezember.
Auf Tarantinos Spuren: Ein Abstecher zu den Drehorten von Death Proof
Für Filmfans wie uns gibt es in Austin eine ganz besondere Art von Sightseeing: Drehorte von Kultfilmen. Und wenn es um Kult geht, führt kein Weg an Quentin Tarantino vorbei. Der Regisseur drehte große Teile seines Exploitation-Thrillers Death Proof (2007) genau hier in der Stadt.
Erster Stopp: Güero’s Taco Bar auf der South Congress Avenue. Wer Death Proof gesehen hat, erinnert sich sicher an die Szene, in der Stuntman Mike (Kurt Russell) aus seinem Auto erstmals die Gruppe um Jungle Julia beobachtet.
Güero’s ist übrigens mehr als nur ein Drehort: Es ist eine Austin-Institution. Der Tex-Mex-Spot serviert authentische Tacos, hausgemachte Salsa und eiskalte Margaritas. Da wir morgens um Neun hier sind können wir all das leider nicht probieren.


Der zweite Drehort ist nur einen Steinwurf vom Texas State Capitol entfernt: das Texas Chili Parlor. Im Film verbringen die Frauen hier den weiteren Abend bei diversen Shots. Stuntman Mike bietet später dann Pam (Rose McGowan) an, sie nach Hause zu fahren – was verhängnisvoll endet. Die Außenaufnahmen wurden hier gedreht, die Innenaufnahmen in einem detailgetreuen Nachbau im Studio.


Zum Schluß fahren wir noch zu einem dritten Drehort des Films ganz im Norden der Stadt: dem fiktiven Circle A Convenience Store. Tarantino nutzte das damals leerstehende Geschäft für eine lange Szene mit seinen Protagonistinnen und Kurt Russell. Vor allem der Parkplatz davor wird prominent in Szene gesetzt und alles ist auch heute noch sehr gut wiederzuerkennen.
Für uns war das heute wieder Filmgeschichte zum Anfassen und die Tour hat riesigen Spaß gemacht. Einen weiteren Drehort aus dem Film besuchen wir in einigen Tagen: die Zedler Mill in der Kleinstadt Luling, etwa fünfzig Meilen südlich von Austin. Quentin Tarantino veranstaltete übrigens zwischen 1996 und 2006 mehrfach das QT Film Fest in Austin, wo er in Zusammenarbeit mit der Austin Film Society Schätze aus seiner privaten Sammlung zeigte.
Hotelempfehlung Austin
Wir haben im The Line Austin* übernachtet und waren hier sehr zufrieden. Die Lage direkt am Colorado River und der Congress Avenue Bridge ist überragend und ein hervorragender Ausgangspunkt für die Erkundung der Stadt.
Weitere sehr gut bewertete Hotels mit meist moderaten Preisen sind das Cambria Austin Uptown* und das Hampton Inn & Suites University/Capitol*.



